Ältere lachende Frau, im Hintergund: ein Rollstuhl. © CBM/Nadia Todres

Mehrfachdiskriminierung beenden: unsere Forderungen

Die deutsche Bundesregierung hat sich 2023 neu in der Entwicklungs- und Außenpolitik ausgerichtet und die sogenannte "Feministische Entwicklungs- und Außenpolitik" ausgerufen, die auch Menschen mit Behinderungen einbezieht. Wir finden: Jetzt muss sie ihre Vorhaben auch praktisch umsetzen.

In ihrer Neuausrichtung verspricht die "Feministische Entwicklungs- und Außenpolitik", im Bereich der Entwicklungspolitik stärker Frauen, Mädchen und andere benachteiligte Gruppen zu berücksichtigen. Der Begriff "Feminismus" wird in dieser Strategie entsprechend breiter definiert und soll nicht einzig Frauen und Mädchen einbeziehen. Wir, die Christoffel-Blindenmission (CBM), setzen uns auf politischer Ebene besonders dafür ein, dass die Bundesregierung ihre Versprechen einhält und tatsächlich in ihrer Entwicklungs- und Außenpolitik unter den benachteiligten Personengruppen auch Menschen mit Behinderungen berücksichtigt.

Für eine gelingende Neuausrichtung seitens der Bundesregierung ist es notwendig, dass sie zivilgesellschaftliche Organisationen wie die CBM sowie Selbstvertretungsgruppen von Menschen mit Behinderungen in die Umsetzung der Strategie einbezieht. Dies ist teilweise passiert, jedoch nicht in ausreichendem Maße.  

Wir stehen für inklusive Entwicklung. Diese ist der Schlüssel zu einer inklusiven Gesellschaft, in der alle Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Möglichkeiten frei entfalten können. Deshalb befürworten wir die erweiterte Ausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit. Damit sie auch praktisch umgesetzt wird, müssen zuerst die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Hier sehen wir noch großen Bedarf.

Zur Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderungen

Ein besonderer Fokus muss auf Menschen gelegt werden, die wegen mehrerer Faktoren diskriminiert werden. Menschen mit Behinderungen erleben vielfach Diskriminierung und Ausgrenzung. Das gilt insbesondere für Frauen und Mädchen mit Behinderungen, denn diese werden häufig sowohl aufgrund ihres Geschlechts als auch wegen ihrer Behinderung diskriminiert.

Daten der Vereinten Nationen zeigen, dass Frauen mit Behinderungen dreimal häufiger Analphabetinnen sind als Männer mit Behinderungen. Außerdem sind sie doppelt so häufig erwerbslos und erleben dreimal häufiger, dass ihre medizinischen Bedarfe nicht gedeckt werden.

Frauen mit Behinderungen sind zudem zwei bis vier Mal häufiger von Gewalt durch ihre Partner betroffen als Frauen ohne Behinderungen. Fast jede dritte Frau mit Behinderung erfährt in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. ​Gleichzeitig leben Frauen mit Behinderungen in größeren sozialen und finanziellen Abhängigkeiten und können sich selbst nur sehr schwer Hilfe suchen.  

Zur tatsächlichen Reduktion von Armut und Ungleichheiten ist es unbedingt notwendig, Menschen und insbesondere Frauen mit Behinderungen bereits in die Gestaltung und Planung sowie in die Umsetzung von Entwicklungsprogrammen einzubeziehen. Solange ihre Stimmen nicht gehört werden, wird die Entwicklungspolitik sie nicht wirksam erreichen.

Wir fordern daher

  • die Situation und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen in der Umsetzung der "Feministischen Entwicklungs- und Außenpolitik" auch praktisch und nicht nur theoretisch zu berücksichtigen,
     
  • die zusätzlichen Schwierigkeiten und Gefahren, denen mehrfach diskriminierte Personen wie Frauen mit Behinderungen ausgesetzt sind, in den Umsetzungsplänen besonders zu berücksichtigen,
     
  • die Zivilgesellschaft und Selbstvertretungsgruppen von Menschen mit Behinderungen, vor allem in den Projektländern, in Strategieprozesse einzubeziehen.

Frauen und Mädchen mit Behinderungen in Pakistan stärken

Mit unserem Partner Bedari, einer pakistanischen Organisation für Frauen- und Kinderrechte, setzen wir uns in einem vom BMZ geförderten Projekt für die Bekämpfung von Diskriminierung und geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen ein. Dabei machen wir uns stark für einen besseren Zugang zu wichtigen Dienstleistungen für Frauen und Mädchen mit Behinderungen und für die Stärkung der lokalen Gemeinden.  

Es soll sichergestellt werden, dass geeignete Strukturen zur Unterstützung von Frauen auf Gemeindeebene vorhanden sind. Beispielsweise durch Selbsthilfegruppen oder Komitees, die Betroffene von häuslicher oder sexualisierter Gewalt unterstützen. 

Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, dass Frauen in der Lage sind, erwerbstätig zu sein – sei es als Angestellte oder selbstständig. Dafür bekommen sie gezielt Schulungen, in denen sie Fach- und Führungskompetenzen erlernen und wie man Businessplänen erstellt. Durch kleine Gründungskredite können sie sich ein Gewerbe aufbauen und damit eine unabhängige Existenz sichern. 

So fördern wir ein Umfeld, in dem Frauen und Mädchen sich entfalten und ihre Rechte wahrnehmen können. 

Zum Download

  • Die CBM begrüßt die Entscheidung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), seine Entwicklungspolitik künftig feministisch zu gestalten. Gleichzeitig fordert die CBM, dass grundsätzlich alle marginalisierten Menschen in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen gerückt werden müssen.

    Chancen für alle

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    "Chancen für alle" möchten wir als CBM weltweit erreichen. In Togo werden zum Beispiel Frauen mit Behinderungen gefördert, eine Selbstständigkeit aufzubauen und somit unabhängig und selbstbestimmt leben zu können. So kann die Feministische Entwicklungspolitik umgesetzt und inklusive Geschlechtergleichstellung erreicht werden.

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Unsere Expertin für den Bereich Mehrfachdiskriminierung/inklusive Geschlechtergleichstellung ist gerne für Sie da:

Portrait einer Frau

Anne Schrader, Büro Bensheim Team Politische Arbeit, Schwerpunktthemen: Gender & Disability, Soziale Sicherung