Eine Frau in rosa Kittel hält ein Kleinkind mit Brille auf dem Arm. © EKFS/Simone Utler

Dr. Asturias rettet Babyaugen!

"Ihr Kind wird ein Leben lang blind sein!" – Das muss sie manchmal Eltern sagen. Und das ist hart, auch für sie als Augenärztin und Mutter zweier Kinder: In Guatemala engagiert sich Dr. Ana Lucía Asturias deshalb mit ganzer Kraft dafür, dass frühgeborene Babys rechtzeitig behandelt werden, um nicht zu erblinden! Dafür bekam die 43-Jährige 2024 den Humanitären Preis der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung.

Frühgeborene leiden oft unter einer Netzhauterkrankung

Eine Frau im rosa Kttel steht neben einer anderen, die ein Baby auf dem Arm hält. © EKFS/Simone Utler
Dr. Ana Lucía Asturias (l.) setzt sich dafür ein, dass frühgeborene Babys regelmäßige Augenuntersuchungen bekommen – damit sie nicht erblinden.

"Oft kamen Eltern zu mir in die Sprechstunde, deren Kinder bereits fast ein Jahr alt waren, und die dennoch den Blick nicht fixieren und kein Licht wahrnehmen konnten", berichtet Dr. Asturias. Es hat sie als Kinder-Augenärztin und als Mutter schon immer sehr betroffen gemacht, wenn sie die Diagnose Frühgeborenenretinopathie (ROP/Retinopathy of Prematurity) stellen musste.

Deshalb arbeitet sie mit großem Engagement dafür, dass diese Augenerkrankung rechtzeitig erkannt wird – und leitet in Guatemala das ROP-Programm, das vom CBM-geförderten Partner UNO (Unidad Nacional de Oftalmología) in vielen Teilen des Landes durchgeführt wird.

ROP ist eine Erkrankung der Augen, die vor allem bei frühgeborenen Kindern auftritt. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass die Netzhaut Schaden nimmt. Wird die Krankheit nicht rechtzeitig behandelt, kann sie schlimmstenfalls zur Erblindung führen.

 

Pionierin der Früherkennung

Dr Ana Lucía Asturias screening a newborn in the neonatal unit of the Roosevelt Hospital in Guatemala City. © EKFS/Simone Utler
Schon im Brutkasten werden die Frühchen von Dr. Asturias augenmedizinisch betreut.

Nur wenn die Netzhaut der Risikokinder regelmäßig untersucht wird, kann eine ROP-Erkrankung rechtzeitig festgestellt werden! Deshalb hat Dr. Asturias bereits vor Jahren im Roosevelt Hospital in der Hauptstadt Guatemala City ein Screening-Projekt zur Früherkennung eingerichtet – bei ambulanten und stationären Patienten.

Sie sorgte dafür, dass verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Säuglinge mit ROP eingeführt wurden, darunter die Anwendungen von Lasertherapien oder intraokulare Injektionen.

Fast alle erblindeten Kinder, die zu ihr kamen, waren in ländlichen Kliniken als Frühchen zur Welt gekommen und nie speziell augenmedizinisch untersucht worden. Zwar gibt es in Guatemala insgesamt 43 staatliche Krankenhäuser, die auch Frühgeborene versorgen. Doch nur wenige von ihnen waren damals für die Diagnose von Retinopathie ausgestattet.

Telemedizin als Wundermittel für entlegene Regionen

Eine Frau im lila Kittel sitzt am Schreibtisch vor einem Bildschirm, das ein Bild einer Netzhaut zeigt. © EKFS/Simone Utler
Durch Telefonsprechstunden erreicht Dr. Asturias auch Eltern und ihre Kinder, die sonst keine Möglichkeit hätten, augenärztlich betreut zu werden.

Deshalb begannen Dr. Asturias und die Partnerorganisation UNO ab 2019, unterstützt von der CBM, das Screening-Programm auf ländliche Regionen auszuweiten.

Die Telemedizin wurde hier zum entscheidenden Faktor – und mit ihr eigens ausgebildete Krankenpfleger, die wöchentlich gleich an mehreren Kliniken im Einsatz sind. Mit einer speziellen Kamera machen sie Bilder von der Netzhaut der kleinen Patienten auf den Frühgeborenen-Stationen.

Bilder, die von einem Computer aufgezeichnet und von Dr. Asturias per Ferndiagnose ausgewertet werden. Bei den meisten Babys besteht die Therapie darin, sie so lange zu beobachten, bis sie außer Gefahr sind, Retinopathie zu entwickeln. Nur wenige müssen medikamentös behandelt und im Notfall ins Krankenhaus nach Guatemala City überwiesen werden.
 

Auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel

Eine Frau im rosa Kttel und ein Mann im blauen Kittel sitzen an einem Tisch. Darauf stehen ein Telefon mit Hörer und ein Computer mit Tastatur. © EKFS/Simone Utler
Dr. Asturias und Krankenpfleger Pablo Martinéz: Er ist darin geschult, Fotos der Augen Frühgeborener zu machen, die Dr. Asturias dann auswertet.

Dr. Asturias hat viel erreicht. Unter ihrer Leitung wurden Fachleute, Krankenschwestern und Ärzte verschiedener Fachrichtungen geschult. Sie alle arbeiten eng mit den Eltern zusammen. Oft hindert deren wirtschaftliche Situation sie daran, mit ihren Babys zu den Nachsorgeterminen ins Krankenhaus zu kommen. Oder die Kommunikation ist dadurch erschwert, dass sie kein Spanisch sprechen oder nicht lesen und schreiben können.

Inzwischen wurde das Programm auf 15 Krankenhäuser ausgeweitet: in sieben Krankenhäusern durch Telemedizin. In den acht weiteren arbeiten Augenärzte, die selbst vor Ort diagnostizieren können. Zu Beginn des Projekts 2019 wurden landesweit rund 700 Kinder gescreent – 2023 waren es nahezu 3.000.

Das Ziel von Dr. Asturias ist es, das Programm auf ganz Guatemala auszuweiten, um die Zahl der durch ROP blinden oder sehbehinderten Kinder zu verringern. Denn die Krankheit ist mit 24 Prozent nach wie vor die Hauptursache für Blindheit im Kindesalter in Lateinamerika und die häufigste Ursache für vermeidbare Blindheit bei Frühgeborenen.

Möchten Sie mithelfen, Blindheit vorzubeugen und zu heilen?

Werden Sie AugenlichtRetter oder fördern Sie die Ausbildung von Augenärzten! So können Sie dafür sorgen, dass Kinder und Erwachsene in armen Ländern eine Behandlung bekommen – damit sie nicht erblinden.