Menschen wie Natalie! – Eine vier Stunden lange Reise nimmt die Zwölfjährige mit ihrem Vater durch Ruanda in Kauf, um zur Kabgayi-Augenklinik zu kommen. Das CBM-geförderte Krankenhaus ist ihre letzte Hoffnung, wieder sehen zu können. Auf dem Weg besucht Natalie noch ihre Oma, die in der Nähe der Klinik lebt. Gemeinsam mit einem Assistenzarzt fährt Dr. Harder während seines Kurz-Einsatzes in Ruanda dorthin, um Natalie zu untersuchen. Er bestätigt: Das Mädchen hat Grauen Star auf beiden Augen und muss operiert werden!
"Natalies Augenlicht begann kurz vor ihrer Einschulung mehr und mehr zu schwinden", berichtet Natalies Vater Joseph. Weil sie fast blind ist, geht Natalie erst in die dritte Klasse. "Mitansehen zu müssen, wie meine Tochter langsam erblindet, traf mich wie ein Schock. Doch wir sind nur einfache Bauern und haben kein Geld für die Behandlung."
Meine Erfüllung: Blindheit heilen
Seit mehr als 25 Jahren zieht es den deutschen Augenarzt Dr. Dirk Harder immer wieder nach Afrika. Seine Passion: Kinder und Erwachsene vor Blindheit bewahren und ihnen damit neue Zukunftsaussichten schenken.
Auf dem Weg zum Augenlicht
Sehnsucht nach Afrika
Fälle wie die von Natalie und Juvenal sind es, die Dr. Harder besonders ans Herz gehen. Denn in armen Ländern wie Ruanda gibt es viele Kinder und Erwachsene wie sie: Ohne Hilfe bleiben sie blind. "Deshalb arbeite ich gerne in Afrika. Es ist für mich eine Erfüllung, blinden Menschen mit einer OP das Augenlicht geben zu können", sagt der Augenarzt.
Normalerweise lebt Dr. Harder zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Rostock. Doch immer wieder packt den 60-Jährigen die "Afrika-Sehnsucht", wie er dieses Gefühl selbst nennt: "Ich liebe diesen Kontinent und seine Menschen wegen des fröhlichen Durcheinanders, das eine Erholung und einen Kontrapunkt zu unserer genormten westlichen Welt darstellt! Die Menschen dort scheinen das Lachen erfunden zu haben, obwohl sie sehr hart arbeiten müssen, um ihren bescheidenen Alltag zu meistern."
Dr. Harder verbrachte insgesamt mehrere Jahre in verschiedenen afrikanischen Ländern. Bis zum Corona-Ausbruch nahm er sich fast jedes Jahr vier bis fünf Wochen unbezahlten Urlaub, um in Malawi, Ghana und Ruanda für die CBM als Augenarzt Kurzeinsätze zu machen.
Natalie ist in guten Händen
Dr. Harder kennt die Kabgayi-Klinik bestens. Bereits zum dritten Mal ist er hier. Natalie operiert er allerdings nicht, sondern sein ruandischer Kollege Dr. Theophile Tuyisabe, den Dr. Harder vor einigen Jahren selbst ausgebildet hat. "Mittlerweile operiert er diese Art von fortgeschrittenem Grauen Star sowieso viel besser als ich", sagt Dr. Harder lachend.
Natalie übersteht die OP gut und schon am nächsten Tag erzählt sie Dr. Harder fröhlich, wie sehr sich ihre Sehkraft verbessert hat: "Du hast weiße Haut und draußen vor dem Fenster kann ich die Bäume sehen."
Es sind diese Momente des Glücks, die Dr. Harder so sehr an Afrika liebt und ein Grund, weshalb es ihn immer wieder auf diesen Kontinent verschlägt.