Ein Mann mittleren Alters steht vor einem geklinkerten Gebäude. © CBM

"Alle konnten nach ihrer Behandlung die Schule besuchen!"

Er hat unzähligen Kindern mit Behinderungen in Uganda "auf die Beine geholfen": der Arzt Dr. Antonio Loro. 17 Jahre lang operierte der orthopädische Chirurg an der CoRSU-Klinik – und schenkte seinen kleinen Patientinnen und Patienten eine schmerzfreie Zukunft.

Das Krankenhaus wurde zu einem Leuchtturm

Jetzt geht Dr. Loro in den Ruhestand. Wir haben die Gelegenheit genutzt, ihn nach den Erfolgen seiner Arbeit zu fragen.

Ein kleines Mädchen mit extremen O-Beinen steht auf einem Untersuchungstisch, links steht eine Frau, rechts ein Mann, die das Kind halten. © CBM
Shalom braucht dringend eine Behandlung. Sie hat extreme O-Beine und kann nur unter Schmerzen laufen.

Sie haben die CoRSU-Klinik mit aufgebaut. Wie haben Sie die Entwicklung erlebt?

Dr. Antonio Loro: Von den Anfängen bis zur heutigen Leistungsfähigkeit der CoRSU-Klinik hat sich viel getan: Das Krankenhaus ist zu einem Leuchtturm für Familien mit körperbehinderten Kindern geworden. Wir haben ein Team von sieben orthopädischen Chirurgen und im Lauf der Jahre tausende Kinder behandelt. Mittlerweile sind wir als Lehrkrankenhaus für Chirurgie zugelassen und haben Kontakte zu Universitäten auf der ganzen Welt. Derzeit entsteht ein neues Reha-Gebäude.

Weshalb ist das nötig?

Dr. Loro: Als wir die CoRSU-Klinik gebaut haben, hatten wir nicht erwartet, so viele Menschen mit so unterschiedlichen Beeinträchtigungen zu behandeln. Uns wurde klar, dass wir die Möglichkeiten zur Rehabilitation ausbauen mussten. Eine Operation für Kinder behebt 60 Prozent des Problems, die restlichen 40 Prozent liegen in der Hand der Physiotherapeutinnen und -therapeuten. Die Behandlung in einer hochwertigen Einrichtung fortzuführen, ist für die Kinder ein großer Schritt nach vorn.

Was bedeutet die Behandlung hier für die Zukunft der Kinder?

Dr. Loro: Ich habe kürzlich gemeinsam mit Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern nachgeforscht, wie es über 200 Kindern mit einer schweren Behinderung geht, die ich operiert hatte. Alle konnten nach ihrer Behandlung die Schule besuchen! Es war eine schöne Überraschung zu sehen, wie diese jetzt jungen Frauen und Männer eine eigene Karriere aufgebaut haben und unter anderem Ingenieurin, Landwirtin, Anwalt oder Musiker geworden sind.

Ein kleines afrikanisches Mädchen mit extremen O-Beinen lehnt sich an einen Baumstamm. © CBM
Dr. Loro erklärt Shaloms Mutter, was bei der Bein-OP der Dreijährigen gemacht wird, damit sie künftig schmerzfrei gehen kann.

Gibt es einen bestimmten Fall, den Sie nie vergessen werden?

Dr. Loro: Eine Frau werde ich nie vergessen: Sie war erst letzte Woche hier zu Besuch. Sie kam 2008 als neunjähriges Mädchen zu uns. Sie hatte mehrere Knocheninfektionen, eine unentdeckte Tuberkulose und konnte seit eineinhalb Jahren nicht mehr laufen. Wir mussten sie 17 Mal operieren. Sie brachte mir letzte Woche ein Geschenk. Heute ist sie 24 Jahre alt, Assistenzärztin, Mama, kann selbstständig laufen und gibt der Gemeinschaft viel zurück. Das ist es, was ein Krankenhaus wie dieses leisten kann. Das ist Magie.

Welche Pläne haben Sie jetzt für Ihren Ruhestand?

Dr. Loro: Meine Frau und ich werden noch ein paar Monate in Uganda bleiben. Danach steht die Familie im Mittelpunkt. Wir wollen unsere erwachsenen Kinder besuchen, die auf der ganzen Welt verstreut sind. Und dann möchte ich mein Wissen weitergeben und medizinische Fachartikel schreiben – vor allem für junge Ärztinnen und Ärzte. Wir müssen diesen jungen Chirurgen sagen: Das ist es, was wir in der CoRSU-Klinik getan haben.

Herzlichen Dank für das Interview und Ihre wertvolle Arbeit für die CBM!

Ein neues Gebäude für 2.500 Behandlungen im Jahr

Vor einem eingeschossigen Gebäude mit offener Vorhalle steht eine große Gruppe festlich gekleideter Menschen. © CBM
Damit mehr Menschen medizinisch behandelt werden können: Am 28. Juni 2024 wurde ein neues Gebäude der CoRSU-Klinik feierlich eröffnet.

Die CBM-geförderte CoRSU-Klinik behandelt Kinder, die eine körperliche Behinderung oder Fehlbildung haben. Der Bedarf an Operationen und Physiotherapie überstieg mittlerweile die Kapazitäten.

Ein zusätzliches Klinik-Gebäude wurde deshalb im Sommer 2024 fertiggestellt. Es bietet genügend Platz, um 2.500 Kinder jährlich physiotherapeutisch zu behandeln. Mehrere Hundert orthopädische und plastische Operationen können dort vorgenommen werden.

Zudem wird eine neue Orthopädiewerkstatt für Prothesen, Orthesen sowie weitere Hilfsmittel für die Patientinnen und Patienten eingerichtet.