Durch ein Wolkenloch fällt Licht auf einen Berg und die Ebene mit Tieren davor. © CBM/argum/Einberger

Gedanken zum Monatsspruch Januar 2025

Liebe deinen Feind! – Von CBM-Mitarbeiter Christoph Müller

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen!

Lukas 6,27-28 (Die Bibel, Neues Testament, Evangelium nach Lukas, Kapitel 6, Verse 27 und 28)

Wenn es einen innersten Kern christlicher Werte gibt, dann finden wir ihn wohl in Lukas 6 in den Versen 27 und 28. Dort sagt Jesus die revolutionären Worte: "Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen!" Auch andere Religionen und Weltanschauungen kennen den Wert der Nächstenliebe. Aber die Feindesliebe ist schon etwas Besonderes. Hier setzt Jesus einen Maßstab, der einzigartig ist.

Diese Worte waren immer eine Herausforderung und sind es auch heute, in einer Zeit, die reich an Konflikten und schwierigen Begegnungen ist.

Habe ich Feinde?

Diese Frage stelle ich mir eigentlich immer, wenn ich diese Worte lese. Und die Antwort ist, nein, niemand will mir Böses und dafür bin ich sehr dankbar. Aber dann fällt mir ein, wie wir neulich auf einer Feier auf Politik zu sprechen kamen. Plötzlich wurde ein sonst angenehmer Zeitgenosse laut und baute sich bedrohlich vor mir auf. Ich hatte wohl etwas gesagt, was ihn fürchterlich ärgerte, und er begann, mich anzuschreien. Ich blieb ruhig und später entschuldigte er sich für diesen Ausbruch.

Er war also nicht mein Feind geworden, aber ich hatte erlebt, wie schnell manche Menschen heute aus der Haut fahren. Ich fürchte, wer offen über seine politischen Standpunkte spricht, wird gerade in den Wochen vor der Bundestagswahl Erfahrungen machen, die ihn zur Feindesliebe herausfordern werden.

Liebe baut Brücken

Mir scheint, in dieser Zeit ist es besonders wichtig, aktiv Brücken zu bauen. Das heißt, auch denen Gutes zu tun, die uns nicht wohlgesinnt sind, und zum Beispiel freundlich zu bleiben, auch wenn uns jemand unfreundlich begegnet. Oder Hilfe anzubieten, selbst wenn jemand diese Hilfe nicht verdient hat. Und denen Respekt zu zeigen, deren Auffassungen wir ablehnen.

Segen statt Fluch

Mit der oben genannten Erfahrung habe ich leider etwas zu kämpfen gehabt. Ich spürte Zorn und Bitterkeit, die ich länger nicht loswurde. Deshalb geht Jesus noch weiter: Er bezieht unsere innersten Gedanken in die Feindesliebe ein: "Segnet die, die euch verfluchen. Bittet für die, die euch beschimpfen." Gemeint ist, wir sollen einem Menschen, der uns feindlich gesinnt ist, im Gebet Gutes wünschen. Wir sollen seine Nöte und Probleme zu unseren eigenen machen und Gott im Gebet um Hilfe für ihn bitten.

Das ist nun wirklich radikal, aber nur so treten wir aus dem Kreislauf des Negativen heraus und werden frei für Versöhnung, in der Hoffnung, dass sich auch der andere für Versöhnung öffnet.

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Porträt eines Mannes © CBM
Christoph Müller

Christoph, was ist Deine Aufgabe bei der CBM und was schätzt Du dabei am meisten?

Ich bin Kirchenreferent, d.h. mit meiner Kollegin im Team Spiritualität und Kirche vertrete ich die Arbeit der CBM in den Kirchen in Deutschland. Viele CBM-Spenderinnen und -Spender sind nicht nur der CBM, sondern auch ihren Kirchen treu verbunden. Sie freuen sich, wenn die Christoffel-Blindenmission in ihren Gemeinden vorkommt, und werden dann zu weiterer Unterstützung ermutigt. Deshalb entwickeln wir Materialien für Gottesdienste, die Mitarbeitenden in den Kirchen bei ihrer Arbeit helfen. Wir gehen auch auf kirchliche Treffen, um Menschen direkt zu begegnen.

Was sind in Deiner Tätigkeit die größten Herausforderungen?

Die Kirchen in Deutschland befinden sich in einem großen Wandel. Personal und Mittel werden in Zukunft knapper. Verständlicherweise liegt der Fokus der Pfarrpersonen und Gemeinden stark auf ihren eigenen Sorgen. Da ist es nicht leicht, den Blick für die Nöte von Menschen mit Behinderungen in anderen Weltgegenden zu öffnen.

Und was tust Du am liebsten in Deiner Freizeit?

Als Lektor im Dekanat Bergstraße feiere ich gern Gottesdienste mit den Gemeinden. Außerdem liebe ich es, mit meinem Cross-Tretroller durch den Odenwald zu rollern. Oft muss ich die Berge hinaufschieben, aber dann geht es mit Karacho wieder runter.