Mann steht an der Maschine in seinem Bio-Betrieb. © CBM

Das Glück in die Hände genommen

"Gib uns Bildung, binde uns ein und wir werden unsere Träume verwirklichen" steht auf dem T-Shirt von Gajanand aus Indien. Als Kind hatte er Polio und wurde lange Jahre ausgegrenzt. Dank eines CBM-Projektpartners hat sich sein Leben von Grund auf verändert.

Allein und ausgegrenzt

Mann mit zwei Krücken © CBM
Mit drei Jahren erkrankte Gajanand an Polio. Seitdem ist sein rechtes Bein verkümmert.

Mit Tränen in den Augen blickt Gajanand auf seine Kindheit: "Früher wurde ich immer anders behandelt als andere und ich hatte mich daran gewöhnt, allein zu sein", erzählt der 39-Jährige aus dem indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Als Dreijähriger bekam er Polio, innerhalb von drei Wochen verkümmerte sein rechtes Bein durch die Kinderlähmung. "Es wurde so dünn, dass ich nicht mal mehr stehen konnte", erinnert er sich. "Ich konnte nur noch humpeln."

Endlich ein neuer Anfang

Gajanand ließ sich nicht unterkriegen. Gegen den Willen seiner Eltern machte er einen Uniabschluss, doch Arbeit fand er nicht. Niemand wollte einen behinderten Menschen wie ihn einstellen. Erst als er einen Gemeindehelfer des CBM-Partners "Naman Seva Samiti" traf, änderte sich alles: "Der Mitarbeiter gab mir Krücken und einen Behindertenausweis, der mir gewisse Vergünstigungen ermöglichte. Was mich aber am meisten beeindruckte, war, wie er sich für die Rechte von Menschen wie mir einsetzte." Gajanand begann, dem Mann zu helfen und suchte in umliegenden Dörfern nach Menschen, die ebenfalls Unterstützung benötigten. Zusammen gründeten sie die erste Selbsthilfegruppe ihres Distrikts in Madhya Pradesh.

Ungekanntes Selbstbewusstsein

Mann und Frau sitzend im Gespräch © CBM
Gajanand berät und betreut jetzt andere Menschen mit Behinderungen.

Schon zur ersten Sitzung kamen mehrere Menschen mit Behinderungen. "Der Austausch war befreiend. Ich erkannte, dass ich nicht allein war und wir gemeinsam etwas für uns erreichen können", berichtet Gajanand. Die Gruppe wuchs und die Mitglieder begannen, gemeinsam Geld zu sparen, um es sich bei Bedarf gegenseitig leihen zu können. In anderen Dörfern gründete "Naman" weitere Selbsthilfegruppen. Und weil Gajanand sich unermüdlich für seine Mitmenschen einsetzte, übertrug ihm der CBM-Partner die Koordination aller Gruppen. "Früher hatte ich Angst, anderen Menschen zu begegnen und mit ihnen zu sprechen. Plötzlich hielt ich große Treffen ab und sprach vor Dutzenden von Leuten über die Rechte von Menschen mit Behinderungen", berichtet Gajanand stolz.

Neue Aufgabe: Biolandwirtschaft

Doch Gajanand wollte mehr. Heute ist er einer von vier Direktoren eines Betriebs, der Bioprodukte anbaut. Viele behinderte Menschen arbeiten dort. Neben Gewürzen wie Kurkuma und Chili gedeihen auch Mais und Getreide auf den Feldern. "Behinderte Menschen sind nichts wert und können nichts leisten" – mit diesem Vorurteil leben noch immer viel zu viele Frauen, Männer und Kinder mit Behinderungen. All jene, die so denken, sollten einmal Gajanand besuchen. Er hätte ihnen einiges zu berichten!
 

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