Bensheim, 13 August 2024. Krisen, wohin man sieht, und zugleich eine Bundesregierung, die künftig rund 1,4 Milliarden Euro weniger für Humanitäre Hilfe ausgeben will. Diese Kürzungen kritisiert die Christoffel-Blindenmission (CBM) zum Welttag der Humanitären Hilfe (19. August). Zugleich erinnert sie an die Menschen, die weltweit ihr Leben riskieren, um in Krisenregionen wie dem Südsudan den Menschen beizustehen. Ein Interview mit dem CBM-Sicherheitsexperten Tom van Herwijnen.
Herr van Herwijnen, Sie waren kürzlich im Südsudan, was haben Sie erlebt?
Tom van Herwijnen: Ich habe ein Land erlebt, in dem nichts und niemand sicher ist. Menschen, die eigentlich für Recht und Ordnung sorgen sollten, zum Beispiel die Polizei und das Militär, wurden seit Monaten nicht bezahlt. Mit anderen Worten: Menschen, die eine Waffe mit sich führen, haben nichts zu essen. Das ist brandgefährlich. Niemand ist sicher in diesem Land – auch nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der CBM oder anderer Hilfsorganisationen.
Wie genau hilft die CBM vor Ort?
Wir unterstützen die Augenabteilungen der Krankenhäuser und behandeln die Menschen in den Flüchtlingslagern. Seit dem Bürgerkrieg und seiner Unabhängigkeit ist das Land instabil und bankrott. Zusätzlich haben massive Überschwemmungen viele Menschen in Flüchtlingslager vertrieben. Durch die katastrophalen Zustände – durch Fliegen, den Dreck und verunreinigtes Wasser – haben sich Augenkrankheiten ausgebreitet. CBM-Mitarbeiter wie Samuel Lubari untersuchen die Augen der Menschen und behandeln sie bei Bedarf; etwa auf die Tropenkrankheit Trachom. Würden sie das nicht tun, würden sich Sehbehinderungen und Blindheit ausbreiten. Im Südsudan zu überleben ist so schon schwer genug. Stellen Sie sich vor, sie sind dann auch noch blind! Es geht um Leben und Tod: Wenn wir den Menschen nicht helfen, sterben sie – das ist die Realität.