CBM: Und wie wirkt sich die politische Situation auf Ihre Patientinnen und Patienten aus? Ist es für sie schwieriger geworden, medizinische Hilfe zu erhalten?
Uta Fröschl: Für viele Menschen ist es schwieriger geworden, Hilfe zu bekommen, weil das Reisen innerhalb des Landes schwieriger geworden ist – gerade was den Norden betrifft. Die Menschen versuchen so wenig wie möglich in die Tigray-Region zu reisen. Und für die Menschen in den betroffenen Regionen ist die Lage teilweise katastrophal. Viele Krankenhäuser und Gesundheitsstationen sind zerstört, die Mitarbeiter mussten fliehen, viele Menschen wurden getötet. Viele Patienten, die vor allem spezialisierte Behandlungen brauchen, finden keine Hilfe.
CBM: Können die CBM und ihre Partner etwas tun, um die medizinische Versorgung weiter zu gewährleisten?
Uta Fröschl: Ja, und das ist besonders wichtig, dass die lokalen Partner weiterarbeiten können. Die CBM hat vor Ort in den vergangenen Jahren stark den Ansatz der gemeindenahen Rehabilitation ausgebaut, sodass viele Leistungen in den Gemeinden selbst erbracht werden können. So ist eine grundsätzliche, breite medizinische Versorgung in den Gemeinden gewährleistet. In Gegenden allerdings, wo der Krieg tobt, sind viele Gesundheitszentren und Krankenhäuser geplündert worden, sodass kaum medizinische Versorgung mangels Geräten und Medizin möglich ist.
CBM: Sie und Ihre Familie mussten relativ kurzfristig aus Äthiopien ausreisen? Wie kam es dazu?
Uta Fröschl: Die Lage wurde immer angespannter. Rebellen aus dem Norden des Landes rückten immer weiter nach Süden vor. Auf ihrem Weg nahmen sie viele Städte ein. Als sie näher an Addis Abeba heranrückten, wurde der Katastrophenzustand ausgerufen. Es gab verstärkte Polizeikontrollen in der Stadt und die Stimmung in der Bevölkerung verschlechterte sich zusehends. Nach einiger Zeit rief das Auswärtige Amt dazu auf, dass deutsche Staatsangehörige zu ihrer eigenen Sicherheit ausreisen sollten. Und auch die CBM forderte uns auf, dass wir das Land verlassen sollten, was wir dann am 28. November auch taten. Aber wir hoffen, dass wir möglichst schnell wieder zurückreisen können.