Ukraine-Krieg: Die CBM ermöglicht weiterhin dringende humanitäre Hilfe

Der Krieg in der Ukraine hat seit Beginn des russischen Angriffs schon viele Todesopfer gefordert, unendlich viel Leid gebracht und Menschen in die Flucht außer Landes getrieben: Laut UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) wird die Anzahl der Geflüchteten allein in Europa auf fast acht Millionen Menschen geschätzt.

Am 24. Februar 2025 jährte sich der Angriffs-Krieg auf die Ukraine zum dritten Mal. Nach drei Jahren Krieg mit zehntausenden Toten und Millionen Menschen auf der Flucht ist die humanitäre Lage in der Ukraine nach wie vor katastrophal. Raketenangriffe auf die Zivilbevölkerung gehören zum Alltag und nahezu ein Viertel der Landesfläche ist vermint. Die schwer beschädigte Infrastruktur beeinträchtigt die Versorgung mit Wasser, Strom, Wärme, Lebensmitteln, Gütern des Grundbedarfs (z.B. Hygieneartikel) und medizinischer Hilfe erheblich. Rund 40 Prozent der Bevölkerung benötigen humanitäre Hilfe und Schutz. Über zehn Millionen Menschen – nahezu ein Viertel der Bevölkerung – sind auf der Flucht. Seit Kriegsbeginn haben ca. 6,8 Millionen Menschen, meist Frauen und Kinder, die Ukraine verlassen und in anderen Ländern Schutz gesucht. Mehr als 3,5 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes geflohen.

Menschen mit Behinderungen dürfen nicht vergessen werden

© CBM/MWH
Kozak Pavlo, Rollstuhl-Techniker bei Momentum Wheels for Humanity, beim Annehmen, Sortieren und Weiterleiten von Hilfsgütern

Unter den geflüchteten sind viele Menschen mit Behinderungen, chronischen Krankheiten, Kriegsverletzungen sowie ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität.

Doch es gibt auch viele behinderte Menschen, die aufgrund ihrer Situation ihr Zuhause nicht verlassen konnten. Andere sind in teilweise zerstörten und schlecht ausgestatteten Einrichtungen notdürftig untergekommen – isoliert von Gemeindestrukturen.

Die CBM will sicherstellen, dass diese besonders schutzbedürftigen Menschen nicht vergessen werden und die dringend benötigte humanitäre Hilfe erhalten.

Deshalb unterstützt sie inklusive Hilfsprogramme in Zusammenarbeit mit sechs Partnerorganisationen sowie zahlreichen weiteren lokalen Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen vor Ort.

Humanitäre Hilfe für mehr als 98.000 Menschen mit Behinderungen

Das hat meine Lebensqualität verbessert! Der Rollstuhl ist kleiner, leichter und komfortabler als mein erster. Wenn etwas kostenfrei versprochen wird, muss man sonst ein Jahr warten. Aber jetzt ging es schnell und leicht.

Ein Mann aus Zhytomyr

Die CBM hat seit Kriegsbeginn bis Ende 2024 rund zwölf Millionen Euro an Spenden und Fördergeldern eingesetzt, um Menschen mit Behinderungen, Kriegsverletzungen und Mobilitätseinschränkungen sowohl in der Ukraine als auch ihren Nachbarländern zu helfen.

Dank dieser Unterstützung konnten wir gemeinsam mit unseren Partnern schon mehr als 98.000 Menschen in Not erreichen (Stand Januar 2025):

  • mit medizinischer Hilfe (z.B. Rollstühle für Kinder, medizinische Transportdienste für ältere Menschen sowie eine inklusive medizinische Behandlung und Reha-Therapie für Menschen mit Kriegsverletzungen)
  • mit psychosozialer Hilfe (z.B. Vermittlung an psychosoziale Unterstützungsstellen und barrierefreie Unterkünfte sowie Förderung der mentalen Gesundheit)

Der Duschstuhl hat mein Leben und das meines Sohns verändert. Wir konnten ihn nur alle zwei Wochen baden, es war so schwer, man musste zu zweit sein. Jetzt wasche ich ihn täglich. Können Sie sich die Veränderung vorstellen? Das ist so viel mehr Lebensqualität für ihn.

Ein Mann aus Lwiw

  • mit gezielten Bargeldhilfen zur Unterstützung der Unterkunfts- und Ernährungssicherheit von Menschen mit Behinderungen und ihren Angehörigen
  • mit dem Ausbau eines spezialisierten Behandlungszentrums für Rückenmarksverletzungen als Pilotmodell in Lwiw
    mit gezielter anwaltschaftlicher Arbeit bzw. Interessenvertretung: Gemeinsam mit unseren Projektpartnern setzen wir uns auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene für die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ein (z.B. durch Schulung von Verwaltungsfachleuten, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und medizinischem Personal), um die humanitäre Hilfslandschaft sowie die allgemeine Situation für Menschen mit Behinderungen in der Ukraine auch langfristig inklusiver zu gestalten
  • durch die Stärkung lokaler Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen. Sie sind wichtige Akteure für inklusive humanitäre Hilfe und für einen inklusiven Wiederaufbau der Ukraine

Sechs starke Partnerorganisationen

Bei unserer inklusiven Nothilfe für die Betroffenen des Ukraine-Krieges arbeiten wir mit sechs starken Partnerorganisationen und einem großen Netzwerk lokaler Selbstvertretungsorganisationen für Menschen mit Behinderungen zusammen. Dadurch erhalten auch Menschen in abgelegenen ländlichen Regionen Hilfe:

1. European Disability Forum (EDF):
Das EDF ist eine Dachorganisation, die sich für Menschen mit Behinderungen in Europa einsetzt. Die EDF-Mitglieder in der Ukraine, in Lettland, Litauen, Polen, in der Slowakei, in Ungarn, Rumänien und Moldawien sind aktiv für Menschen mit Behinderungen, die aufgrund des Ukraine-Kriegs Unterstützung benötigen.

2. Momentum Wheels for Humanity Ukraine (MWH):
Die US-amerikanische Organisation ist eine der wenigen Organisationen weltweit, die sich auf Rehabilitations- und Hilfsmittel für Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen spezialisiert haben. Das ukrainische Projektteam von MWH unterstützt mit seiner technischen Expertise die Bereitstellung von technischen Hilfsmitteln, Transport- und Rehabilitationsdiensten, den Ausbau eines spezialisierten Behandlungszentrums für Rückenmarksverletzungen als Pilotmodell in Lwiw sowie die Schulung von Physio- und Ergotherapeutinnen und -therapeuten.

3. Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V. (ASB):
Der ASB hat Inlandszweige wie Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz u.a. Im Ausland leistet er humanitäre Hilfe. Wir haben direkt nach Kriegsausbruch gemeinsam in der Region Lwiw Binnenvertriebene mit Behinderungen durch die Bereitstellung humanitärer Hilfsmittel wie Koch- und Schlaf-Utensilien, Nahrungsmittel und Hygienesets unterstützt.

4. National Assembly of Persons with Disabilities (NAPD)
Die 2001 gegründete ukrainische Dachorganisation NAPD vertritt über 120 Organisationen von Menschen mit Behinderungen aus allen Regionen des Landes und ist in der inklusiven humanitären Hilfe bereits seit Beginn der Konflikte in der Ostukraine 2014 vor Ort aktiv. Durch das starke lokal verwurzelte Netzwerk von NAPD werden auch Menschen mit Behinderungen in den entlegensten ländlichen Regionen erreicht.

5. League of the Strong (LoS)
Die ukrainische Dachorganisation LoS setzt sich gemeinsam mit zwölf lokalen Organisationen von Menschen mit Behinderungen für die Teilhabe, Rehabilitation und Rechte von Menschen mit Behinderungen in der Ukraine ein. Gemeinsam mit NAPD unterstützt LoS Menschen mit Behinderungen und Kriegsverletzungen durch technische Hilfsmittel, medizinische Transporte, psychosoziale Dienste, Schulungen von medizinischem Personal und anwaltschaftlicher Arbeit.

6. International Ophthalmological Fellowship Foundation e.V. (IOFF)
Das IOFF unterstützt Augenärztinnen und -ärzte sowie weiteres augenmedizinisches Personal aus ressourcenschwachen Ländern durch Stipendien dabei, sich durch vertiefte Fachkenntnisse weiter zu qualifizieren und diese Expertise gezielt in ihren Herkunftsländern einzusetzen. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass ukrainische Augenärztinnen und -ärzte sowie augenmedizinisches Personal in der Behandlung von Augenverletzungen weitergebildet werden und diese Fähigkeit für die Betroffenen des Angriffskrieges einsetzen können.

Erhöhtes Risiko für Menschen mit Behinderungen

Rund 2,7 Millionen Menschen mit Behinderungen, die bereits vor dem Krieg in der Ukraine registriert waren, sowie geschätzte weitere 2,5 Millionen Menschen mit Kriegsverletzungen dürfen nicht vergessen werden. Sie stehen deutlich häufiger in der Gefahr, bei der Hilfe übersehen zu werden, Gewalt zu erleiden, zu sterben – und haben oft keinen Zugang zu sicheren Orten, Hilfe und Wiederaufbauleistungen.

Frauen und Kinder mit Behinderungen sind einem erhöhten Risiko von sexualisierter Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung ausgesetzt. Darüber hinaus sind wichtige Informationen über sichere Orte und Evakuierungen oft nicht zugänglich. Die Evakuierungszentren sind selten barrierefrei ausgestattet.

Besonders schlimm ist die Situation in den besetzten Städten und Gemeinden, wo es an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten, Hygieneartikeln und spezieller Ernährung für Kinder mangelt. Auch ist es für diese Personen schwieriger, in Luftschutzbunker zu gelangen, sodass Menschen mit Behinderungen oftmals ihre Häuser nicht verlassen können.

Wir appellieren an die globale Gemeinschaft, unter anderem die unterzeichnenden Parteien der UN-Behindertenrechtskonvention, dass sie die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen in ihrer humanitären Hilfe berücksichtigen.

Spenden. Helfen. Not lindern in Entwicklungsländern.

Ermöglichen Sie auch schnelle Hilfe bei Katastrophen in Entwicklungsländern. Durch Ihre Spende heute können wir im Krisenfall in unseren Partnerprojekten sofort vor Ort sein und erste Hilfsaktionen starten. Dabei liegt der Fokus auf Menschen mit Behinderungen. Durch unsere Nothilfe-Programme ermöglichen Sie eine rasche Versorgung mit dem Nötigsten.