Schutthaufen eines durch ein Erdbeben zerstörten Backsteinhauses © CBM

Erdbeben: Wenn kein Stein mehr auf dem anderen ist

Wenn ein Erdstoß nach dem anderen den Boden erschüttert, ist Gefahr in Verzug! Wer kann, versucht sich aus schwankenden Gebäuden ins Freie zu retten. Denn Erdbeben bringen meist Tod und Zerstörung mit sich. 2015 verwüsteten heftige Beben Nepal. Eines davon hatte die Stärke 7,8: Tausende Menschen starben, mehr als 20.000 wurden verletzt.

Wo Erdbeben vorkommen und wie sie entstehen

Das Erdbebenbeispiel von 2015 in Nepal ist kein Zufall: Das Land liegt in einer geologischen Hochrisikozone, in einer erdbebengefährdeten Region zwischen Indien und Tibet. An seiner Lage lässt sich gut die Entstehung von Erdstößen erklären.

Nepal ist durchzogen vom Himalaja-Gebirge. Dieses ist durch die Kollision der Indischen mit der Eurasischen Platte entstanden. So stoßen hier zwei Kontinentalplatten aufeinander – ein dauerndes Gefahrenpotenzial für Erdbeben, die so entstehen:

Ursachen

Die äußere Hülle der Erde besteht aus Gesteinsplatten. Ihre Bewegung ist die Hauptursache für Erdbeben. Wo sie aneinandergrenzen, führen die Bewegungen der Erdplatten zu Spannungen. Wenn die Platten dem Druck nicht mehr standhalten können, entlädt sich dieser mit einem Ruck und führt zum Beben der Erde. Die Stelle der Erdoberfläche, an der es zum Ruck kommt, wird Epizentrum genannt. Der Erdbebenherd liegt meist mehrere Kilometer unter dem Erdboden. Von hier aus verbreitet sich das Beben wellenförmig und führt je nach Stärke dazu, dass es auch sehr weit vom Zentrum entfernt noch spürbar ist.

Auch Vulkanausbrüche können zum Beben der Erde führen, jedoch ist ihre Wirkung auf einen regional kleinen Raum um den Vulkan begrenzt. Erdbeben können auch im Meeresboden als Seebeben auftreten und Flutwellen auslösen, die Tsunami genannt werden.

Erbeben mit den meisten Toten

  • 830 tsd Menschen verloren im Jahr 1556 bei einem Erdbeben in Shaanxi (China) ihr Leben.

  • 316 tsd Menschen starben nach dem Erdbeben auf Haiti im Jahr 2010.

  • 242 tsd Menschen starben durch ein Beben 1976 in Tangshan (China).

Messung der Erdbebenstärke

Die Stärke eines Erdbebens wird als Magnitude bezeichnet und in der Richterskala angegeben. Ein Erdbeben der Magnitude 3,0 ist zehn Mal so stark wie ein Beben der Magnitude 2,0 und 100 Mal so stark wie eines der Magnitude 1,0.

Wenn ein Erdbeben mit weniger als 3 auf der Richterskala bemessen wird, so bedeutet das, dass man es oft gar nicht spürt. Erdbeben mit der Stärke 4 bis 5 bedeuten leichte Erschütterungen. Bei einer Stärke von 5 bis 6 kann es schon zu schweren Schäden kommen, je nach der regionalen Bauweise. Ab einer Stärke von 7 sind Erdbeben besonders gefährlich, weil sie große Verwüstungen mit sich bringen. 8 bis 9 hat Auswirkungen bis zu einem Umkreis von mehreren Hundert Kilometern.

Das stärkste Erdbeben, das jemals gemessen wurde, geschah 1960 in Chile. Es hatte eine Stärke von 9,5. Mehr als 1.600 Menschen starben.

Die stärksten gemessenen Erdbeben

  • 9,5 in Chile im Jahr 1960
    (Erdbeben von Valdivia)

  • 9,2 in Alaska im Jahr 1964
    (Großes Alaska-Erdbeben)

  • 9,1 Indonesien/vor der Westküste von Sumatra im Jahr 2004
    (Tsunami)

  • 9,1 Japan im Jahr 2011
    (Tohoku-Erdbeben)

Folgen von Erdbeben und notwendige Hilfe am Beispiel Nepal

Junge mit seinem Vater und einer Krankenschwester © CBM
Vom CBM-Partner "The Leprosy Mission Nepal" (TLMN) erhielt Bijaya eine Prothese. Durch eine Beinverletzung beim schrecklichen Erdbeben 2015 hatte er einen Unterschenkel verloren.

Überlebende Erdbebenopfer müssen oft mit schlimmen Folgen leben. Der Verlust von Angehörigen und des gesamten Besitzes hat lebenslange Auswirkungen. Traumatisierte und verletzte Menschen brauchen kurz- und langfristige Hilfe – wie Bijaya in Nepal.

Schnelle medizinische Hilfe

Sein Vater Goshain erinnert sich noch genau an den 25. April 2015. Helfer brachten seinen Sohn Bijaya mit einem total zerquetschten Bein zu ihm. 24 nicht enden wollende Stunden musste er warten, bevor sich eine Transportmöglichkeit für Bijaya in ein staatliches Krankenhaus ergab. Zum Glück erfuhr Goshain von der Hilfe des CBM-Partners "The Leprosy Mission Nepal" (TLMN). Im TLM-Krankenhaus erhielt Bijaya kostenlose medizinische und rehabilitative Versorgung. Nachdem sein rechtes Bein amputiert war, bekam er eine Beinprothese, die seinen rechten Unterschenkel ersetzt.

So wie bei Bijaya 2015 ist es wichtig, durch Erdbeben verletzte Kinder und Erwachsene möglichst schnell medizinisch zu versorgen. Denn je länger sie auf eine Behandlung warten müssen, desto größer ist die Gefahr, langfristige Beeinträchtigungen und Behinderungen davonzutragen. Bei schweren Verletzungen an der Wirbelsäule oder Hüfte ist es notwendig, dass sie anschließend auch Physiotherapie und Hilfsmittel wie Rollstühle oder Krücken bekommen.

Eine junge Frau liegt mit einem Verband um den Oberkörper auf einem Krankenhausbett. Sie wurde durch ein Erdbeben verletzt. Eine andere Frau sitzt neben dem Bett. © CBM
Die 27-jährige Indira erlitt beim Erdbeben 2015 in Nepal schwere Verletzungen: Sie wurde durch den CBM-Partner 'International Nepal Fellowship' (INF) in Pokhara medizinisch versorgt.

Hilfe für traumatisierte Erdbebenopfer

Neben medizinischer Hilfe ist nach Erdbeben immer auch Unterstützung bei der Traumabewältigung notwendig.

2015 kümmerte sich unser Partner KOSHISH (National Mental Self-Help Organisation) in Nepal um die psychosoziale Betreuung schwer traumatisierter Erdbebenopfer. Mehr als 2.400 Kinder und Erwachsene erhielten psychologische Hilfe. Darüber hinaus wurden Hunderte Mitarbeiter und Helfer geschult, um traumatisierte Menschen in der Himalaja-Region unterstützen zu können.

Aufklärung über Belange behinderter Menschen

Um Behörden und andere Organisationen für die Belange von Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren, organisierte die CBM mit ihren Partnern in Nepal Workshops und Schulungen. Im Vordergrund standen Themen wie Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, Barrierefreiheit und inklusive Katastrophenvorsorge.

Wiederaufbau nach Erdbeben

Bei den schweren Erdbeben in Nepal 2015 verloren fast 9.000 Menschen ihr Leben, rund 22.000 erlitten Verletzungen. Über 600.000 Häuser wurden komplett zerstört, circa 285.000 Häuser beschädigt. Die CBM baute mit ihren lokalen Partnern die medizinische, rehabilitative und psychologische Versorgung in Nepal aus. Es wurden z.B. Gesundheitshelfer und Lehrer geschult sowie Gesundheitsstationen ausgebaut. Damit die Menschen im Erdbebengebiet (wieder) ein eigenes Einkommen erwirtschaften konnten, gab es verschiedene Fortbildungsangebote. Sie wurden z.B. im Bereich Landwirtschaft geschult.

Die Christoffel-Blindenmission konnte dank Spenderinnen und Spendern mit ihren nepalesischen Partnern rund 25.000 Menschen wie Bijaya helfen.

Menschen mit Behinderungen im Fokus bei Hilfe nach Erdbeben

Alle Opfer von Erdbeben müssen unterstützt werden. Wir nehmen jedoch bei unserer Hilfe, wie das Beispiel in Nepal zeigt, Menschen mit Behinderungen in den Fokus. Sie sind besonders verletzlich.

Für sie sind Katastrophensituationen noch schwieriger als für Menschen ohne Behinderungen. Wer auf den Rollstuhl angewiesen ist, kann ohne nicht flüchten. Wer blind ist, kann sich in fremder Umgebung nicht mehr sicher allein bewegen. Wer gehörlos ist, kann lebensrettende Hinweise bei Durchsagen oder Mund-zu-Mund-Propaganda auf der Flucht nicht hören.

Diesen Menschen mit Behinderungen in armen Regionen wollen wir helfen. Mit ihnen zusammen wollen wir Katastrophenvorsorge treffen und Katastrophenpläne entwickeln. Ihnen wollen wir in der Katastrophe überlebenswichtige Hilfsmittel bereitstellen. Damit sich ihre Überlebenschancen verbessern!

So hilft die CBM

Mit unseren lokalen Partnern leiten wir Sofortmaßnahmen ein, um Menschen bei Erdbebenkatastrophen schnellstmöglich mit überlebenswichtigen Hilfsgütern zu versorgen. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass Menschen mit Behinderungen und andere verletzliche Personengruppen durch alle Rettungs- und Hilfsmaßnahmen erreicht werden. Deshalb helfen wir z.B. so:

  • Schale mit zwei Weizenähren

    Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Produkte für den täglichen Bedarf

  • Arztkoffer

    Medizinische Versorgung, augenärztliche Hilfe, Reha-Angebote in mobilen Einrichtungen

  • Rollstuhlnutzer

    Hilfsmittel wie Krücken, Rollstühle, Brillen, Hörgeräte, Orthesen und andere.

  • Zwei Euromünzen

    Geld: Damit können Erdbebenopfer schnell vor Ort kaufen, was sie dringend benötigen.

Akute und langfristige Hilfe nach Erdbeben

Ein Mann und eine Frau helfen einer Frau mit Achselstützen beim Gehen. Letztere wurde durch ein Erdbeben verletzt. © CBM-Archiv
Bei einem der schlimmsten Erdbeben aller Zeiten auf Haiti gab es hunderttausende Tote und viele Schwerverletzte. CBM-Mitarbeiter helfen einem Erdbebenopfer mit Physiotherapie.

Nach Erdbeben ist es oft schwer, überhaupt zu den betroffenen Menschen vorzudringen und Hilfsgüter in die völlig zerstörten Regionen zu bringen.

Die CBM und ihre lokalen Partner unternehmen in diesem Fall alles, um dennoch Hilfe zu leisten. Wenn die erfahrenen Partner noch Strukturen und Personal für Hilfseinsätze haben, werden sie aktiv, um vor allem Menschen mit Behinderungen zu unterstützen.

Wenn die langjährigen lokalen Partner selbst betroffen sind und Hilfe benötigen, dann bekommen sie Unterstützung. Neue Partner werden vor Ort gesucht, die noch Kapazitäten haben, Hilfsprogramme umzusetzen.

Neben schneller Hilfe mit Lebensmitteln, medizinischen Einsätzen direkt in den Katastrophengebieten und der Verteilung von lebensnotwendigen Hilfsmitteln und Material für Behelfsunterkünfte planen wir auch langfristige Katastrophenhilfe und Katastrophenvorsorge. Damit Häuser wieder aufgebaut, die medizinische Versorgung in Kliniken und die Bestellung von Feldern wieder möglich werden.